Schillers Schädel - Studienfahrt nach Marbach

48 Schülerinnen und Schüler der Grundkurse und Leistungskurse 11 und 12 des Ludwigsgymnasiums starteten pünktlich um 8:00 Uhr am 28. März 2019 in Richtung Marbach. Vor der Kultur war der Stau: Mit einer halbstündigen Verspätung erreichten wir das Literaturarchiv und -museum in Marbach am Neckar, Schillers Geburtsort.

Das Programm war umfangreich: Eine Führung von 90 Minuten durch das Literaturmuseum und eine 60-minütige Führung durch die Sonderausstellung „Thomas Mann in Amerika“ standen auf dem Plan.

Die Besucher werden begrüßt durch den Landsberger Poesieautomaten von Hans Magnus Enzensberger. Das Gerät generiert automatisch Gedichte.

Hier eins zur Auswahl:

Schwelende Liebkosungen zum Nettopreis.

Dieser gelehrige Todeswunsch vor der Pleite.

Und diese zwanghaften Fluchtversuche: Purer Zufall! Trotzdem stört uns gar nichts.

Unterwegs am liebsten widerwillige Triumphe. Unter Tränen ausflippen!

Innenleben. („Deine Freunde sind doch so schlaff.“)

In der Kulisse dumpfe Wut.

Der stumme Zahnersatz ist grimmiger als Impotenz.

Neuerdings dichten wir einfach.

Wartelisten. Valium. Glimmende Mirakel.

Ausnahmsweise nutzt alles nichts.

(generated by Eric-Martin Hassdenteufel)

 

Neben zahlreichen Autographen, Faksimiles und Erstausgaben bietet das Literaturmuseum aber auch allerlei Skurriles und Unterhaltsames: Von Schillers Schädel, seiner Totenmaske, über seine Ausgehkleider, seine Federmesser, Pillendosen, Weingläser bis zu Kafkas Gabel gab es viel Interessantes zu entdecken. Unnützes Wissen: Schillers Locken waren rot und nicht blond. Sein Spitzname „Feuerkopf“ weist auf seinen temperamentvollen Charakter hin.

Es ist kühl in den Räumen, es herrschen aus konservatorischen Gründen konstant 18° und die Luftfeuchtigkeit wird ständig kontrolliert, denn sie ist der größte Feind des Papiers. Die Exponate liegen - unter ständiger Kontrolle der Restauratoren des Museums - im gedämpften Licht der Glasvitrinen. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Literaturarchivs besuchen regelmäßig Auktionen, in denen Autographen und Gegenstände des Nachlasses berühmter Autoren angeboten werden: So befinden sich unter vielen anderen Objekten die Manuskripte von Kafkas Prozess und Jakob van Hoddis expressionistisches Gedicht „Weltende“ im Bestand des Museums. Außerdem gibt es „Vorlässe“, die von noch lebenden Autoren dem Museum zur Verfügung gestellt werden. Das Literaturarchiv in Marbach kooperiert eng mit dem deutschen Literaturarchiv in Weimar und dem Archiv in Wolfenbüttel.

Das „Dreigestirn“ Schiller, Goethe, Lessing sind die Ausgangspunkte dieser Archive; die Bestände werden aber dauernd erweitert. Angesichts der Digitalisierung ist das eine echte Herausforderung. Wie konserviert man Emails, Tweets und digitale Texte? „Indem man sie ausdruckt und archiviert. Papier ist immer noch am geduldigsten“, antwortet Frau Meyer lakonisch. „Langsam haben wir jedoch ziemlichen Platzmangel und suchen nach Erweiterungsmöglichkeiten.“ Dass geisteswissenschaftliche Forschung auch Spaß machen kann, merkt man der engagierten Volontärin und der Museumsmitarbeiterin Frau Parr an, die uns sehr engagiert durch die Ausstellungen führten.

Info

Das Deutsche Literaturarchiv Marbach (DLA) ist eine der bedeutendsten Literaturinstitutionen weltweit. In seinen Sammlungen vereinigt und bewahrt es eine Fülle kostbarster Quellen der Literatur- und Geistesgeschichte von 1750 bis zur Gegenwart. Seit seiner Gründung im Jahr 1955 dient es der Literatur, der Bildung und der Forschung. Die Sammlungen stehen allen offen, die Quellenforschung betreiben.

Mit rund 1.400 Nachlässen und Sammlungen von Schriftstellern und Gelehrten, Archiven literarischer Verlage und über 450.000 bildlichen und gegenständlichen Stücken gehört das Archiv zu den führenden seiner Art. Die Bibliothek ist die größte Spezialsammlung zur neueren deutschen Literatur und umfasst etwa 1 Millionen Bände, daneben über 160 Autoren- und Sammlerbibliotheken.

Das DLA führt gemeinsam mit anderen Institutionen und Universitäten interdisziplinäre und internationale Forschungsprojekte durch, die aus Drittmitteln gefördert werden.

Die Ausstellungen in den Museen des DLA, dem Schiller-Nationalmuseum und Literaturmuseum der Moderne, zeigen die Handschriften, Bücher, Bilder und Gegenstände des Deutschen Literaturarchivs. Die Museen, literarische und wissenschaftliche Veranstaltungen sowie eine Vielzahl von Publikationen thematisieren aktuelle Fragestellungen aus Literatur und Wissenschaft und machen die einzigartigen Archivalien einem großen Publikum zugänglich. Internationale Begegnungen ermöglicht zudem das Collegienhaus für forschende Gäste, Autorinnen und Autoren und Stipendiatinnen und Stipendiaten.

https://www.dla-marbach.de/ueber-uns/

   

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