Beeindruckende Lehrfahrt nach Dachau und München

Hier berichten zwei Schülerinnen der Klassenstufe 12 über die Erlebnisse bei der Lehrfahrt im Januar 2019.

Nach langer Busfahrt betreten knapp 50 Schüler der beiden Geschichtskurse der Klassenstufe 12 des Ludwigsgymnasiums die Gedenkstätte in Dachau.

Die Stimmung kippt beinahe automatisch, als die beklemmende Atmosphäre uns 70 Jahre zurückwirft. Dachau wurde als erstes KZ errichtet und diente als Muster für alle, die später folgten. Es ist sozusagen, wo alles begann. Unsere Generation hat das Glück, mit den Schrecken des 2. Weltkrieges nur passiv konfrontiert zu werden, aber auch das Pech, diesen völlig machtlos gegenüber zu stehen. Es ist schwer etwas aufzuarbeiten, woran man nicht beteiligt war.

Die Kurse werden in zwei Gruppen geteilt und einem Gästeführer zugewiesen. So beginnt unsere Reise zurück in die 30er und 40er Jahre.

Natürlich gehen die beiden Guides dabei unterschiedlich vor, weshalb sich die Erfahrung der beiden Gruppen unterscheidet; Für die beiden Verfasser dieses Berichtes unterschiedet sie sich noch aus einem weiteren Grund: Eine von uns beiden gehört keinem der beiden Geschichtskurse an. Clara Hanzal erlebte Dachau also mit weniger Hintergrundinformation, wodurch sie die Führung/Ausstellung anders wahrgenommen hat als ich, Sarah Marx, die dem Geschichtskurs von Herr Breyer angehört. Clara beschreibt die Ausstellung als gut verständlich, auch ohne 100% des Kontextwissens zu besitzen, sie sei ebenfalls interessant und die Informationstafeln sprachlich leicht verständlich gewesen, was das Ganze sehr zugänglich gestaltete (ich kann diesen beiden Punkten nur zustimmen). Außerdem verstehen wir beide das Erinnern und Gedenken als unsere Pflicht.

Durch die Wetterverhältnisse (Kälte und Schnee) verlaufen die Führungen in vielerlei Hinsicht unbequem; man wird in unbequemer Witterung mit unbequemen Informationen konfrontiert, die es einem durch ihre Finalität schwer machen, sie an einen bequemen Platz im eigenen Inneren zu stellen. Deshalb laufen sie in geschockter, vielleicht sogar etwas beschämter Stille ab, in der keiner sich wirklich traut, gestellte Fragen zu beantworten.

Medial ist der 2. Weltkrieg weiterhin präsent, was er auch sein sollte, trotzdem ist es etwas völlig Anderes, sich mit den persönlichen Geschichten und Schicksalen von KZ-Häftlingen zu beschäftigen. Natürlich wissen wir alle, dass Experimente an Menschen stattgefunden haben, wir sind uns aber häufig weder über ihre genauen Abläufe noch über die Gewissheit ihrer Ausgänge bewusst. Nimmt man die Ideologie aus dieser Pseudo-Wissenschaft, offenbaren die Experimente ihren Sadismus. Es ist völlig bekannt, was passiert, wenn man eine offene Wunde mit Eiter injiziert, tatsächlich gehört das Bekämpfen von Entzündungen zum Zeitpunkt des NS-Regimes bereits zum medizinischen Basiswissen, doch die nationalsozialistische Rassenlehre erlaubt ihren Ärzten, mit den Gefangenen zu verfahren wie auch immer sie wollen. Und wir können mit diesen Informationen nichts anfangen als wütend und entsetzt zu sein, was genau der Grund ist, weshalb sie so unbequem sind. Das Museum beinhaltet natürlich auch Fotos und persönliche Gegenstände, was alles realer, nachvollziehbarer macht und die Besucher näher an das Geschehen bringt. Es ist genauso schonungslos wie es sein muss, um effektiv zu sein.

Leider fehlte uns am Ende der Führung noch die Zeit, die Dauerausstellung individuell zu erkunden.

Am Samstag haben wir an einer Stadtführung durch München unter dem Motto „München- Hauptstadt der Bewegung“ teilgenommen. Noch vor Berlin war München das Zentrum des Nationalsozialismus. Das zeigt sich an Dachau als Muster-KZ aber auch daran, dass München Grünungsort der NSDAP und bis 1945 Sitz der Reichsleitung war.  Darüber hinaus war München der Schauplatz des Hitler-Putsches 1923.

Besonders der Königsplatz wurde propagandistisch genutzt; dort wurden Aufmärsche und Reden zelebriert, die weitreichend gesehen und gehört werden konnten. Um den Königsplatz herum zeigt sich auch heute noch der nationalsozialistische Einfluss deutlich; die gesamte Architektur ist auf Eindruckskraft ausgelegt: alles ist groß, mächtig, besitzt aber dennoch eine gewisse Kunstfertigkeit, so vereinte das Regime seine Machtdemonstration und eine verspielte Optik, wodurch es sich der allgemeinen Bevölkerung als „harmlos“ bzw. königlich und rechtschaffend präsentieren konnte.

Glücklicherweise sind einige der Gebäude umfunktioniert worden: In der ehemaligen NSDAP-Partiezentrale, dem Ort, an dem das Münchener Abkommen unterzeichnet wurde, befindet sich heute die Hochschule für Musik und Theater.

Heute sind die Nazibauten mit Gedenkstätten versetzt, darunter auch der „Platz der Opfer des Nationalsozialismus“, auf dem eine immer brennende Flamme zum Gedenken der Opfer aufgestellt ist. Außerdem wurde das „NS-Dokumentationszentrum“ in München eingerichtet, eine Bildungseinrichtung, welche mit Bildmaterial und verschiedenen Audioprogrammen die NS-Geschichte für alle Alters-und Personengruppen  dokumentiert.

Es ist sehr lobenswert, dass beschlossen wurde, sich München nach dem Fall des NS Regimes zurückzuholen. Nach dem 2.Weltkrieg stellte sich die Frage, wie mit der Nazi Architektur zu verfahren sein. Natürlich wurden etliche Gebäude bereits von den Alliierten gesprengt oder später abgerissen. Aber durch die Weiternutzung der Gebäude nimmt man ihnen nicht die historische Bedeutung, gibt ihnen aber eine neue, die mit weniger Blut bespritzt ist.

Natürlich bedanken wir uns bei dem begleitenden Lehrpersonal Herr Breyer, Herr Horras, Herr Casimir und Frau Woll, die diese Exkursion möglich gemacht haben.

Sarah Marx, Clara Hanzal (Tutele Breyer 12)

   

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